Nachts, als die Menschen in Bliedersdorf schliefen, schleppten Engel die schweren Steine von den umliegenden Äckern für den Kirchenbau heran. So könnte es laut einer alten Sage gewesen sein. Die geschichtenumwobene kleine Katharinenkirche gilt als eines der ältesten Feldsteingotteshäuser zwischen Elbe und Weser. Das massive Mauerwerk und die kleinen Fenster lassen darauf schließen, dass sie anfänglich auch als Verteidigungsanlage gedacht war. Ritter Iwan von Bliedersdorf soll sie in den Jahren nach 1234 aus Dankbarkeit für einen Sieg über die Stedinger Bauern gebaut haben. Das Aussehen der kleinen romanischen Dorfkirche hat sich über die Jahrhunderte kaum gewandelt, weil die Bauern des Dorfes immer zu arm für größere Veränderungen waren.
Besucher berührt noch heute die Ausstrahlung der Katharinenkirche von Kraft und Würde. An ihrer Nordwand errichteten die Bliedersdorfer um 1700 ein Brauthaus aus Eichenfachwerk. An der Westseite fanden die von Horneburger Adelsfamilien gestifteten Glocken („Marienglocke“ 1444 und „Friedensglocke“ 1625) im vorgelagerten, wuchtig quadratischen Holzturm (1708) ihren Platz. Wer auf seiner Reise eine kleine Rast einlegen und zur Ruhe kommen möchte, der muss sich erst einmal etwas bücken: Vor rund 780 Jahren waren die Menschen viel kleiner und so ist die Eingangstür zur dreigeteilten Kirche (Langschiff, Chor und Apsis) auch nur 1,65 m hoch.
Das Innere der Kirche ist schlicht und im Stil der Renaissance und des Barock, entsprechend den Fähigkeiten der Menschen im Ort, doch kunstvoll zugleich. Besonderes Ausstattungsstück ist die Kanzel aus dem Jahre 1622 und das Taufbecken von 1696. Vielleicht lehnen Sie sich etwas zurück und lassen Ihren Blick Richtung Himmel wandern? Die Kirchendecke wurde um 1800 vom damaligen Schulmeister "Lehrer Sanny" bemalt. Neben reichen Ranken und Rosen halten Engelfrau und Engelmann ein Medaillon, das das Auge Gottes im Paradies darstellt.
